10 Jahre TEMPiS

Presseinformation, 07.05.2013

Ein 72jähriger Patient wurde am 6.5.2013 in die Klinik Ebersberg eingeliefert. Bei ihm ist wenige Minuten zuvor eine akute Sprachstörung aufgetreten: sobald er zu sprechen versucht kommen aus seinem Mund nur noch unverständliche Laute. Er hat sofort den Rettungsdienst verständigt und wurde ohne Verzögerung in die Klinik gefahren. Frau Dr. Stadler hat den Patienten in der Notaufnahme in Empfang genommen, ihn kurz untersucht, ihm Blut abgenommen und anschließend eine Computertomographie seines Gehirns durchführen lassen. Diese Bilder wurden umgehend nach München zum Schlaganfallexperten Dr. Arno Palitzsch gesendet. Dr. Palitzsch befundete die Bilder und schaltete sich anschließend per Videokonferenz nach Ebersberg. Zusammen mit Frau Dr. Stadler untersuchte er den Patienten und diagnostizierte einen schweren Schlaganfall. Innerhalb weniger Minuten traf Dr. Palitzsch die Entscheidung, eine sogenannte Thrombolysetherapie durchzuführen: Ein Medikament wird in die Vene gespritzt, es kann Blutgerinnsel im Gehirn auflösen. Die Therapie ist erfolgreich: wenige Stunden später kann der Patient wieder fast normal sprechen.

Vor 10 Jahren wurde das Schlaganfallnetzwerk TEMPiS gegründet. Durch TEMPiS werden Schlaganfallpatienten in den ländlichen Regionen Südost-Bayerns heute genauso gut versorgt wie in den großen Städten. „TEMPiS hat die segensreichen Therapien der modernen Schlaganfallmedizin aus den großen Schlaganfallzentren in die Kreiskrankenhäuser gebracht“ erklärt der Netzwerkkoordinator und Oberarzt im Klinikum Harlaching, Dr. Peter Müller-Barna. Dies gelang durch den Aufbau von Schlaganfallstationen – sogenannten Stroke Units – in den 15 TEMPiS-Kliniken zwischen Zugspitze und Großem Arber, die durch die telemedizinische Verbindung zu der Universitätsneurologie Regensburg und dem Klinikum Harlaching rund um die Uhr einen Schlaganfallexperten zu Rate ziehen können. Frau Dr. Sandra Boy, Oberärztin in Regensburg ergänzt: „Durch TEMPiS konnten wir den Anteil der Schlaganfallpatienten, die eine Thrombolysetherapie erhalten, von 0,4% auf 15,5% steigern. Zum Vergleich: die Rate liegt deutschlandweit bei ca. 10%.“
Anlässlich des 10jährigen Bestehens fand am 7. Mai im Hotel Maritim in München ein Festakt statt. Herr Dr. Helmut Platzer, Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern, Herr Herwig Heide vom Bayrischen Gesundheitsministerium und Herr Dr. Dieter Ilge, Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe, sind sich einig: Die Einrichtung des Schlaganfallnetzwerkes vor 10 Jahren war ein mutiger Schritt, aber er hat sich gelohnt. Die zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten bestätigen die außerordentliche Leistung von TEMPiS und haben der Einrichtung als Vorreitermodell auch zu internationalem Renommee verholfen.
TEMPiS wurde vor zehn Jahren von Prof. Audebert, Prof. Haberl (beide Klinikum Harlaching) und Prof. Bogdahn (Universität Regensburg) gegründet. Letztes Jahr wurden in den 15 angeschlossenen Kliniken 7.207 Schlaganfallpatienten behandelt und 4.513 Telekonsile durchgeführt. Mit insgesamt 31.881 Telekonsilen seit seiner Gründung ist TEMPiS das weltweit führende Schlaganfallnetzwerk.

Klinikkontakt:
Dr. Peter Müller-Barna,
Neurologischer Oberarzt, Leiter TEMPIS
Klinik für Neurologie und Neurologische Intensivmedizin
Telefon: (089) 6210-2259, Telefax: (089) 6210-3488
E-Mail: Peter.Mueller-Barna@klinikum-muenchen.de