Seit Anfang 2015 ist die Wirksamkeit der mechanischen Thrombektomie bei schweren ischämischen Schlaganfällen mit CT-angiographisch gesichertem proximalem Arterienverschluss erwiesen. Diese hochwirksame Therapie ist jedoch zeitkritisch: je früher die Thrombektomie durchgeführt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit ein gutes Outcome zu haben.
Daraus resultiert eine enorme Herausforderung an die Planung der Schlaganfall-Versorgung, da Kliniken mit Neuroradiologen, die diesen Eingriff durchführen können, nicht flächendeckend vorhanden sind und insbesondere ländlichen Regionen somit eine faktische Unterversorgung droht. Aus diesem Grund ist im Rahmen des TEMPiS-Netzwerkes ein Projekt in Planung,
das sicherstellen soll, dass auch Patienten in der ländlichen Region Süd-Ost-Bayerns schnellstmöglich diese Therapie erhalten können.
Das TEMPiS-Netzwerk plant, hierfür in München ein Team aus erfahrenen interventionellen Neuroradiologen vorzuhalten, welche die Thrombektomie durchführen können (Interventionalisten). Diesem Interventionalisten-Team soll ein nachtflugfähiger Helikopter mit Pilot rund um die Uhr zur Verfügung gestellt werden.
Erkennt der TEMPiS-Telekonsilarzt mittels Videountersuchung und CT-Beurteilung, dass bei einem Patienten eine Thrombektomie indiziert ist, wird umgehend der Interventionalist alarmiert und unverzüglich in die entsprechende Klinik geflogen. Dort erfolgt die kathetergestützte Therapie an der Angiographieanlage des lokalen Krankenhauses. Ziel dieses dezentralen
Versorgungskonzeptes ist es, die Patienten in Zukunft deutlich schneller behandeln zu können.
Im Vergleich zum derzeitigen konventionellen Vorgehen, bei dem die Patienten zur Intervention ins Zentrum transportiert werden (zentrales Versorgungskonzept), erwarten wir einen Zeitgewinn von mehr als einer Stunde und somit auch ein deutlich besseres
Behandlungsergebnis.
Eine Untersuchung mit einem Woche-zu-Woche Vergleich (dezentrales vs. zentrales Versorgungskonzept) dient dazu, diese Annahme zu untersuchen.